Für die Gründung einer katholischen Schule in Moabit trat bereits kurz nach Kriegsende der Dominikanerpater und langjährige Kurat der St. Paulus- Gemeinde, Pater Urban Plotzke OP, ein. Er ließ das im Krieg zerstörte Gemeindehaus von St. Paulus so wiederherstellen, dass es eine Schule hätte beherbergen können. Doch es fehlten zunächst die notwendigen finanziellen Mittel zum Betreiben einer Schule. Auch an Lehrkräften mangelte es!

Der eigentliche Start der St. Paulus- Schule fand im Jahr 1962 statt. Dem dringenden Wunsch des Erzbischofs Alfred Bengsch und dem großen  Engagement zweier Herren, des damaligen Domkapitulars im Erzbistum, Herrn Raymund Greve, und des damals jungen Gemeindepfarrers von St. Paulus, P. Burkard Runne OP, verdankt unsere Schule vor allem ihr Entstehen, aber auch einer guten Fügung:

Das in direkter Nachbarschaft zur St. Paulus- Kirche gelegene und von den Aachener Franziskanerbrüdern  seit 1869 geführte St. Martin- Heim, ein Waisenhaus, sollte Anfang der 60er- Jahre aufgelöst werden. Das Gelände direkt unter den Türmen der Dominikanerkirche  St. Paulus war ideal gelegen und  konnte für einen Schulneubau genutzt werden. Die bauliche Erhaltung und Renovierung eines der beiden Flügel des Waisenhauses (das spätere Hortgebäude) ermöglichte den zügigen Start der neuen Schule. Bereits zu Beginn des Schuljahres 1964 / 1965 konnte Schwester M. Thoma Galuschka vom Orden der Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau mit 34 Mädchen und Jungen die erste Einschulung in der St. Paulus- Schule feiern.

Die Kinder wurden bis zur Fertigstellung des Neubaus im ehemaligen Waisenhaus unterrichtet.

In den erhalten gebliebenen und frisch renovierten Flügel des Waisenhauses zogen im Januar 1965 zudem die Schülerinnen des damaligen katholischen Kindergärtnerinnenseminars, das von Schwester M. Agnes Pietsch, ebenfalls eine Arme Schulschwester Unserer Lieben Frau, geleitet wurde. Dies wurde notwendig, da der Deutsche Caritasverband Freiburg die Trägerschaft dieses Seminars zu diesem Zeitpunkt dem Bistum Berlin übergeben hatte und neue Räume für das Seminar gesucht wurden. Beide Bildungsinstitutionen – Seminar und Grundschule – arbeiteten mit gegenseitigem Nutzen gut zusammen. Auch die Dominikaner der benachbarten St. Paulus-Gemeinde wirkten bald an der religiösen Bildung der Schüler und der Weiterbildung der Eltern mit.

In der Aufgabe der Schulleitung wurde Sr. M. Thoma Galuschka auf Verfügung ihres Ordens bereits zu Beginn des Schuljahres 1965/1966 von Sr. Ambrosiana Lux abgelöst, die ebenfalls zu den Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau gehörte. Diese beiden Damen, vor allem die fast drei Jahrzehnte mit Herz und festen Vorstellungen wirkende Schwester Ambrosiana, bauten gemeinsam mit der ebenfalls über Jahrzehnte tätigen stellvertretenden Schulleiterin, Frau Ingeburg Haesner, dem Kollegium und den weiteren Mitarbeitern die St. Paulus- Schule auf und machten sie zu einem festen Bestandteil der Schullandschaft unseres Bezirkes.

Am 6. Juli 1965 wurde der Grundstein der nach Entwürfen von Architekt Hermann Jünemann konzipierten neuen Grundschule gelegt.

Das Kindergärtnerinnen- Seminar verblieb in den Räumen des ehemaligen Waisenhauses und wurde unter der Leitung von Herrn Manfred Mahlstedt als Erzieher(innen)- Fachschule Edith- Stein weitergeführt, ehe die Schule nach der Wende mit den entsprechenden Schulen aus dem östlichen Teil der Stadt  zusammengeführt werden konnte und in die Greifswalder Straße umzog. 

Von Anfang an waren somit nicht nur die Dominikaner, sondern auch die Armen Schulschwestern mit der Schule eng verbunden. Der Orden stellte die beiden ersten Schulleiterinnen der St. Paulus- Schule, Sr. M. Thoma und Sr. Ambrosiana Lux (Schulleiterin von 1965 – 1992!), und führte ebenfalls bis 1992 in der obersten Etage des späteren Hortgebäudes einen kleinen Konvent mit zumeist fünf Ordensschwestern. Vor allem Schwester Thoma, Schwester Ambrosiana und Schwester Luzia, jahrzehntelang die Vorklassenleiterin und noch bis kurz vor ihrem Tod vor 2 Jahren eine engagierte und liebevolle Gärtnerin  unserer Schule, werden unzähligen Kindern und deren Eltern in liebevoller Erinnerung bleiben.

Kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands und unserer Stadt wechselte nicht nur die Schulleitung von den Armen Schulschwestern zu Schwester Daniela Mayer SDS, einer Salvatorianerin, sondern es veränderte sich auch das gesamte Leben in unserer Stadt.

Zum Ende der neunziger Jahre versuchten Schwester Daniela und Frau Haesner, die Lehrerinnen und Lehrer, aber auch mit sehr viel Engagement die Eltern von Sankt Paulus den sich aus den Veränderungen ergebenden neuen Aufgaben gerecht zu werden.

Immer weniger unserer Schulkinder erlernten die deutsche Sprache als ihre Muttersprache, immer mehr Kinder benötigten eine über die reine Unterrichtszeit hinausgehende Betreuung und damit auch eine zusätzliche Möglichkeit, in der Schule eine Mahlzeit einzunehmen.

Ihrer Zeit voraus führten die damals an der Schule arbeitenden Erzieherinnen und Lehrer zusätzliche Betreuungszeiten ein, engagierte Eltern übernahmen die Versorgung der Kinder, kochten den Kindern sogar über Jahre hinweg ehrenamtlich ein warmes Mittagessen.

Dies geschah zunächst im Keller des Schulhauses, dann – nachdem der Verein der Frauen St. Hedwig zur Versorgung katholischer Waisen der Schule eine eigene Schulküche finanziert hatte – in der neuen Schulküche, die im ersten Stock des ehemaligen Waisen- und Edith- Stein- Hauses eingerichtet werden konnte.

Als Schwester Daniela im Januar des Jahres 2001 die Schulleitung niederlegte, um sich anderen Aufgaben des Ordens widmen zu können, übernahm unsere langjährige und von allen sehr geschätzte Konrektorin, Frau Ingeburg Haesner, für ein halbes Jahr die Amtsgeschäfte. Mit ihr gemeinsam durfte ich die Schule mit Beginn des Schuljahres 2001/ 2002 führen, diese gut eingespielten Lehrer- und Elternteams kennenlernen und helfen, die zu Beginn des Jahres festgeschriebenen neuen Profil- Schwerpunkte der Schule, die  Literatur und Leseförderung und die Betreuung der Kinder zu stärken. Viele prominente Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, aber auch Botschafterinnen und Botschafter der in Berlin akkreditierten Vertretungen lasen seither unseren Kindern aus Kinderbüchern vor. Hierfür besuchten sie uns in unserer Schule oder aber wir gingen zu den Botschaften der jeweiligen Länder, ein großes Vergnügen für alle, denn wir wurden nach den eigentlichen Lesungen regelmäßig vor Ort mit landestypischen Kinderspeisen verwöhnt. Bekannt sind diese Leseaktivitäten weit über unsere Schule hinaus unter den Begriffen „Prominente lesen für Kinder“ und „In 80 Geschichten um die Welt“.

Vor Ort half uns bald wieder das Gebäude des ehemaligen Waisenhauses.  Es bot den notwendigen Raum für ein weiteres Projekt, das seiner Zeit voraus aus den Aktivitäten der Eltern und Lehrer hervorgegangen war, den Schulhort.

Mit Hilfe unseres Bezirkes, allen voran der Bezirksbürgermeister Joachim Zeller und Dr. Christian Hanke, der Senatsschulverwaltung, dem Erzbistum und unseren engagierten Eltern konnte bereits 2003 der erste offizielle Schulhort, anfangs mit 26 Kindern und zwei staatlich anerkannten Kräften, Frau Olszewski und Frau Radzimski, seinen Betrieb aufnehmen. Von nun an wurde für die Kinder auf unserem Schulgelände von zwei weiteren festangestellten Damen gekocht, das Essen konnte in der Aula eingenommen werden.

Wir gewöhnten uns schnell an diese neue Situation, so dass wir gut vorbereitet die nächste große Umbauaktion starten konnten.

Bereits zum Schuljahr 2005 wurden die Horte in Berlin mit einem neuen Schulgesetz grundsätzlich an die Schulen verlegt, unsere Schule wurde eine offene Ganztagsschule (Verlässliche Halbtagsgrundschule mit ergänzender Betreuung).

Die früheren Schwerpunkte unserer Arbeit, die Betreuung der Kinder über den Schulalltag hinaus und die Möglichkeit, ein warmes Mittagessen in der Schule einzunehmen, wurden integrierter und fester Bestandteil unseres Schulalltags.

Um den Anforderungen des neuen Gesetzes gerecht zu werden, um genügend Zeit für die Einnahme des Mittagessens zu schaffen und um die große Anzahl der am Essen teilnehmenden Schüler zu entzerren, veränderten wir unseren Schultag grundlegend und führten den heute praktizierten rhythmisierten Tagesablauf ein.

Zusätzlich erhielten wir finanzielle Hilfe durch Mittel aus dem Programm „Zukunft, Bildung und Betreuung“  der Bundesregierung (IZBB). Die Planung eines Anbaus, einer zusätzlichen Küche, die Neuplanung der Aula und des hinteren Schulhofes konnte in Angriff genommen und bald umgesetzt werden, so dass wir schon im Mai 2007 mit unserem damaligen Generalvikar Rother die Einweihung feiern konnten.

Auf Wunsch unseres verstorbenen Kardinals Georg Sterzinsky wechselte die Trägerschaft des Schulhortes im Jahr 2008 aus den Händen eines ehemaligen Elternvereins in die Trägerschaft des Erzbistums. Da nun Hort und Schule in einer Verwaltung und Führung lagen, konnten wir die inhaltliche Gestaltung von Schule und Hort entsprechend den Zielen einer offenen Ganztagsschule völlig neu regeln. Seither können die Erzieherinnen und Erzieher auch vormittags mit den Kindern arbeiten, mit den Klassenleiterinnen und Klassenleitern feste Teams bilden und so eine den ganzen Schultag umfassende gemeinsame Erziehung sicherstellen.

Die hoffentlich nur vorerst letzten baulichen Verbesserungen für die Kinder ergaben sich im Sommer des Jahres 2012. Ehemalige und aktive Eltern unserer Schule finanzierten aus Rücklagen der Elternvereine weitere Spielgeräte auf dem Vorder- und Hinterhof der Schule, die seither von den Schülern mit Begeisterung genutzt werden.